Sonntag, 01. Dezember 2013, 17:00 Uhr

Markus Bischof. Jazz-Piano

Solo-Piano ‹Glögglibögg›

Markus Bischof gastierte mit seinem subtilen Jazztrio vor mehreren Jahren in unserer Konzertreihe. Nun spielt der klassisch ausgebildete St. Galler Jazz-Pianist sein Solo-Repertoire, auf amiataemozioni als CD erschienen schon der Titel sprachlichlich ein feines Glockenspiel.
«Es erklingen kaleidoskopisch Eigenkompositionen, Miniaturen und Standards. Wichtiger als ein durchgehendes Konzept erscheint mir die freie Zusammenstellung von Interpretationsstilen und Emotionsgehalten. Der Zuhörer wird durch ein Programm von musikalischen Einflüssen geführt, die von traditionellem Jazz, klassischer Musik bis zu impressionistischen und avantgardistischen Klängen reichen.»
Markus Bischof

Markus Bischof schreibt weiter (aus dem Booklet seiner Solo-CD Glöggliböögg, amiataemozioni ae1065):

Auf dem Tonträger erklingen kaleidoskopisch Eigenkompositionen, Miniaturen und Standards. Wichtiger als ein durchgehendes Konzept erschien mir die freie Zusammenstellung von Interpretationsstilen und Emotionsgehalten. Der Zuhörer wird durch ein Programm von musikalischen Einflüssen geführt, die von traditionellem Jazz, klassischer Musik bis zu impressionistischen und avantgardistischen Klängen reichen.
Dabei halten sich das bewusste Arrangement und die spontane Improvisation in etwa die Waage. Auf diese Weise dokumentiere ich die langjährige Beschäftigung mit dem Klavier. Mein ursprünglich klassisches Studium, die Beschäftigung mit den «Hausaufgaben» meines Jazzvorbildes Art Lande, die Arbeit mit Jazzstudenten und nicht zuletzt das ständige Improvisieren und Experimentieren haben Eingang auf der CD gefunden.
Die Musikstücke habe ich während mehrer Monate auf dem ehemaligen Heuboden meines dreihundertfünfzig Jahre alten Hauses an meiner «Ballerina», dem Yamaha Flügel C3, selbst aufgenommen. Mit der Musik auf dieser CD möchte ich Menschen erreichen, welche auf der Suche nach einem individuellen, kreativen Ausdruck sind. Ich freue mich, wenn Sie meine Musik entdecken und schätzen.
Markus Bischof
Martin Preisser schrieb zu Markus Bischofs CD wie folgt:

Prägende Jahresringe
Markus Bischof geht auf Spurensuche, auch auf die nach dem eigenen musikalisch Unbewussten. Der Niederteufner Jazzpianist tut dies behutsam, poetisch, sensibel und oft nachdenklich. Bischofs erste Solo-CD – ein wertvoller Wurf!
Eine Solo-CD setze den Mut voraus, auch als Solojazzer ganz zu sich zu stehen, hat Markus Bischof letztes Jahr gesagt. Jetzt ist die CD da und heisst nach einer Fasnachtsfigur verspielt «Glöggliböög». Der Mut des Jazzpianisten hat sich gelohnt: Diese CD ist wirklich wertvoll. Cover und Booklet zeigen Holz, Jahresringe, Risse, Formationen und einen tief ins Holz eingeschlagenen Nagel. «Bröschli III» thematisiert diese Jahresringe mit subtilen Intervallverschiebungen, ein wenig Minimal Music auf engstem Raum.
Leise Erinnerung
Markus Bischof ist obwohl an Jahren noch nicht alt ein reifer Musiker, der mit dieser Solo-CD gelassen auf seine «Jahresringe» zurückblicken kann. Er hat in sich hineingehört und nachgespürt, was ihn musikalisch geprägt hat, und wie er mit diesen Prägungen selbst musikalisch sein ureigenstes Terrain absteckt. «Das Unbewusste hat sich an die Oberfläche gearbeitet und deutet Verbindungen zu den Eigenkreationen an», sagt er in der Beschreibung des Richie Beirach- Arrangements «Leaving» selbst.
Wie ein hintergründiger Film wirken viele musikalische Elemente nicht nur in diesem Stück, leise Erinnerungen an alles, was Bischof bisher musikalisch bewegt hat. In «Leaving» zapft der Jazzpianist wie vorsichtig an und lässt angetupfte Motivfetzchen zu feinem Gespinst zusammenwachsen. Egal, ob Markus Bischof auf Vorbilder zurückgreift, ihm wichtige Standards subtil deutet und weiterführt, oder ob er seine eigene pianistische Welt auffächert: Hier ist ein stets feinsinniger, oft reflektierender und ruhig intimer Künstler am Werk, der Jazz-Räume wirklich öffnen kann, der so offen denkend wie bewusst träumend spielt, ohne die sensible eigene Phantasie allzu lärmig oder gar auftrumpfend präsentieren zu müssen.

Malen und perlen
Man merkt Markus Bischof die erfreulich ausgefeilte klassische Technik an, die ihm die Kunst einer unaufgeregten, aber palettenreichen Färbung ermöglicht. Einfach nur jazzig laufen lässt es Bischof nicht, sondern er malt, perlt und sinnt stetig nach.

Da beschwört er die sphärisch-kristalline Schönheit von Eisblumen herauf und entlockt den einfachen Arpeggien zu Beginn des Stücks einen stillen Reiz. Im Eingangs-Bebop gelingt es Markus Bischof, den speziellen Drive gar mit impressionistischem Schleier zu überlegen. In «Pensativa» (nachdenklich) gibt er ein Musterbeispiel, mit welch inneren Behutsamkeit er mit musikalischen Zitaten umgeht. Ganz subtil werden sie eingeflochten, und viele Details vermischen sich zu einem ganz persönlichen neuen Ganzen.
Geprägt haben den Musiker viele musikalische Einflüsse, aber auch ein tragischer Unglücksfall, als bei seinem Haus zwei junge Menschen mit dem Auto auf der Strasse den Tod fanden. Der Unfall hat ihn aufgewühlt. In «M & M» hat er den beiden Opfern ein Denkmal gesetzt. Mit düsteren Glockentönen als Ostinato und fragenden Motiven, die darüber gelegt sind, spricht sich Bischof hier auch selbst Trost zu, Musik, die die «beschädigte Psyche reparieren» hilft, wie er selbst schreibt.

Weit und wohltuend
Der ins Holz eingeschlagene Nagel mag nochmals als sichtbares Bild für Markus Bischofs Solomusik gelten. Bischof setzt ein Zeichen in etwas schon lange Gewachsenes, er zieht in stets ansprechender Seelenmusik Bilanz über das bisher musikalisch Prägende und die eigene gegenwärtige Ausdruckspalette, die auf «Glöggliböög» wirklich weit und wohltuend aufscheint.

Markus Bischof: Glöggliböög, Piano Solo; erschienen bei amiataemozioni St. Gallen (ae 1065).
www.amiata.ch; www.markusbischof.info

Informationen

Eintritt:
CHF 30.- / 25.
CHF 20.-
(in Ausbildung, ab 12 Jahren)
unter 12: frei
Restaurant:
Teller-Gerichte ab 18.
Konzertmenu (2 Gänge) 38.
Desserts à la carte
Bitte mit reservieren!