Sonntag, 22. September 2013, 17:00 Uhr

un peu bohème. Dvorak, Milhaud, Debussy, Honegger, de Falla

Lieder und Klavierwerke. Barbara Stucky, Alt, Irina Vardely, Klavier.

Barbara Stucky, Alt (gebürtig in Thal) und die aus Georgien stammende Pianistin Irina Vardely, Klavier finden volksmusikalische Inspiration in diesen Kompositionen des ausgehenden 19. Jahrhundert und den Bezug zum Leben der Bohémien in Mähren, Paris, Spanien, Afrika und Amerika. 
So wenig wie die Natur und ihre Gewalten sich zähmen lassen, so wenig lassen sich in der idealisierten romantischen Vorstellung Fahrende, Zigeuner, Bohemiens, Minstrels (Minnesänger) und Lebenskünstler an einem Ort festhalten  Sinnbild des Reichtums der menschlichen Seele und deren unendlichen Tiefe. Erfahrungen, Begegnungen, Schmerz und Freude bewegen sie, machen sie erst  lebendig. Musik ist ein Mittel, diese Lebendigkeit auszudrücken. Es sind emotionale Klangwelten, welche die beiden Musikerinnen nuanciert und ausdrucksstark zum Leben erwecken.

Programm:
Antonin Dvorak 1841-1904  
Zigeunermelodien op. 55
– Mein Lied ertönt
– Ei, wie mein Triangel
– Rings ist der Wald
– Als die alte Mutter
– Rein gestimmt die Saiten
– Freier der Zigeuner
– Darf des Falken Schwinge
Claude Debussy 1862-1918
Drei Klavierstücke
– Danse bohémienne
– Claire de lune
– Minstrels
Darius Milhaud 1892-1974
Chansons de négresse
– Mon histoire
– Abandonnée
– Sans feu ni lieu
 Francis Poulenc 1899-1963
Novelette pour piano sur un thème de Manuel de Falla
Arthur Honegger 1892-1955     
Quatre chansons pour voix grave

Arthur Honegger 1892-1955
Trois pièces pour le piano
– Prélude
– Hommage à Ravel
– Danse 
Manuel de Falla 1876-1946
Siete canciones espagnolas populares
– El pano moruno 
– Seguidilla murciana 
– Asturiana 
– Jota 
– Nana 
– Cancion 
– Polo
Barbara Stucky und Irina Vardeli wählten für ihr Rezital Musik aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Künstler aus jener Zeit interessierten sich für fremde Kulturen, neue Klänge und Rhythmen fanden Einzug in die klassische Musik. Inspirationsquelle war Volksmusik aus der ganzen Welt.
Die Zigeunermelodien von Antonin Dvorak bringen böhmisch-mährische Zigeuner- und Volkslieder zum Ausdruck. Die Lieder beschreiben Stimmungen der Natur und der Seele. Charmant und leichtfüssig, manchmal schwermütig oder tiefsinnig, ohne übertriebene Zigeunerromantik. Von Tschechien geht die musikalische Reise zu den Bohemiens dieser Zeit nach Paris. (Bohemiens ist ursprünglich die Bezeichnung für Fahrende aus Böhmen.)
Claude Debussy ist wohl der bekannteste unter ihnen. In den Klavierstücken aus der suite bergamasque und aus den préludes livre 1 ist die Freiheit der Natur und der menschlichen Seele wunderbar zu hören. Die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks, die Freiheit in der Gestaltung des Lebens war höchstes Gut der Bohemiens. Ihr Leben war nicht nur romantisch und aufregend, sondern oft sehr ärmlich und anstrengend.
Darius Milhaud war zusammen mit Arthur Honegger Mitglied der groupe de six, einer Künstlergruppe, die das Leben der Bohemiens lebte. Die chansons de négresse erzählen vom harten Dasein einer Sklavin. In der Musik aber schwingt die Lebensfreude immer mit.
Um jede Art von Freiheit muss immer wieder gekämpft werden, auch um die seelische Freiheit. In den 4 chansons pour voix grave von Honegger will manchmal sogar die Hoffnung schwinden. Im letzten dieser vier Lieder wird allerdings klar, dass die Schöpfung den Naturgesetzen unterliegt und der Mensch sich diesen nicht widersetzen sollte In den trois pièces pour le piano sind die Einflüsse der Volksmusik gut zu hören, vor allem im letzten Tanz.
Auch Manuel de Falla lebte einige Jahre in Paris. In seinen siete canciones populares espagnolas liess er sich vom cante jondo, einem Gesangsstil des Flamencos, von spanischen Zigeunern überliefert, inspirieren. Klagelieder, Wiegenlieder und Liebeslieder, sowie ursprüngliche Tänze sind seine kompositorischen Quellen.
Barbara Stucky ist in Thal (SG) aufgewachsen. Nach ihrer Ausbildung am Lehrerseminar Rorschach arbeitete sie als Lehrerin für Musikalischen Grundkurs und Violine. In 1999 schloss sie Ihr Gesangsstudium beim SMPV mit dem Lehrdiplom ab. Später studierte sie Sologesang und Chorleitung an der Musikhochschule Zürich bei Lina Maria Akerlund, Stephan Klarer und Marc Kisoczy. Sie besuchte Meisterkurse bei Kurt Widmer, Margreet Honig und Udo Reinemann.
Barbara Stuckys Repertoire ist breit gefächert. Sie ist gefragte Sängerin bei grossen Chor- und Orchesterkonzerten. Mozarts Requiem, Kantaten und Oratorien von Bach sind Beispiele für Partien, in denen Barbara Stucky immer wieder zu hören ist. Auch spartenübergreifende Projekte, wie z.B. «dann&dort» ein Projekt mit Musik und Film von Julia Gloor, begeistern die vielseitige Künstlerin. Mit Liedprogrammen war Barbara Stucky im Schloss Rapperswil, im Schloss Wartegg und im Teatro Unione in Riva San Vitale zu hören. Zusammen mit der Pianistin Irina Vardeli wird zurzeit das neueste Liedprogramm mit Werken von Dvorak, Honegger, Milhaud und de Falla aufgeführt.
Nebst ihrer Konzerttätigkeit unterrichtet Barbara Stucky Sologesang und Stimmbildung an der Kantonsschule Zürcher Oberland in Wetzikon. Sie ist Mutter von zwei Söhnen.
Irina Vardeli wurde 1973 in Tbilisi (Georgien) in einer Musikerfamilie geboren. Dass sie heute selber Pianistin ist, verdankt sie ganz besonders ihrer Lehrerin am Musikgymnasium, Natela Mtshedlishvili. 1996 hat sich Irina Vardeli in der Schweiz niedergelassen. An der Musikakademie Basel, wo sie ihr Lehr- und Konzertdiplom erwarb, studierte sie in der Klasse von Jürg Wyttenbach und Gérard Wyss. Ihr Solistendiplomstudium absolvierte sie an der Musikhochschule Luzern in der Klasse vom Prof. Ivan Klansky. Meisterkurse besuchte sie bei Rudolf Buchbinder, Konstantin Scherbakov, Rudolf Kehrer und Maurizio Pollini.
Irina Vardeli war Preisträgerin beim Wettbewerb der Stiftung Piano 80 und beim Pembaur Wettbewerb in Bern. In 2002 gewann sie den Orpheus-­Preis in Zürich als Liedbegleiterin. 2006 wurde sie Preisträgerin des Mozart-­Preises Luzern.
Irina Vardeli hat bei verschiedenen internationalen Festivals mitgemacht, wie Young Artists in Concert in Davos, Lucerne Festival, Chopin-­Festival in Marienbad (CZ). Solistin war sie mit Luzerner Sinfonieorchester, Junge Philharmonie Zentralschweiz, Westböhmischen Symphonieorchester, Sinfonieorchester Meilen und Stadtorchester Rothenburg.
Neben der Konzerttätigkeit ist Irina Vardeli als Klavierlehrerin am Gymnasium Wetzikon im Zürcher Oberland tätig. Sie lebt in Zürich mit ihrem Ehemann und zwei Kindern.

Informationen

Eintritt:
CHF 30.- / 25.
CHF 20.-
(in Ausbildung, ab 12 Jahren)
unter 12: frei