Samstag, 20. April 2013, 20:15 Uhr

Ein Gespräch im Hause Stein…

Schauspiel von Peter Hacks. mit M. Meier-Waldstein

… über den abwesenden Herrn Goethe
Den historischen Hintergrund dieses Ein-Frau-Stückes bildet die langjährige innige Beziehung zwischen Goethe und Charlotte von Stein.
Dabei geht es aber nicht nur um die eigentliche bekannte Geschichte dieser beiden berühmten Menschen. Vielmehr handelt das Schauspiel von allgemein menschlichen Fragen wie:  Was ist eigentlich Liebe? Ist es überhaupt möglich, mit den Mitteln der Sprache und des Verstandes die gegenseitige Fremdheit in einer Beziehung zu überwinden?
Peter Hacks gestaltete in seinem berühmten Monolog diese Fragen im Gespräch zwischen Charlotte von Stein und ihrem (nur fiktiv vorhandenen) Ehemann zu einer faszinierend raffinierten und vielschichtigen Tragikomödie.

Darstellung der Charlotte von Stein: Marguerite Meier-Waldstein
Eintritt frei, Kollekte
Dauer: ca. 70 Minuten, ohne Pause

Peter Hacks (1928-2003) deutscher Dramatiker, Lyriker, Erzähler und Essayist, begründete in den sechziger Jahren die «sozialistische Klassik» und gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker der DDR. Lange Zeit war er der einzige Gegenwartsdichter, der sowohl auf den Bühnen der DDR als auch auf denen der Bundesrepublik Deutschland stark präsent war. Der Erfolg seines Stückes Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe ist auf den deutschen Bühnen des 20. Jahrhunderts beispiellos.
Johann Wolfgang von Goethe lernte als 26-jähriger im November 1775 die um 7 Jahre ältere Charlotte von Stein kennen, die mit Josias von Stein verheiratet  war. (Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits  Mutter von 7 Kindern, von denen fünf verstarben.)
Etwas mehr als 10 Jahre dauerte diese innige und für den Dichter äusserst fruchtbare Freundschaft, die im Juli 1786 mit seiner abrupten Abreise nach Italien endete. In ungefähr 1700 Briefen ist Goethes Liebe zu Charlotte von Stein dokumentiert. Ihre eigenen Briefe an Goethe hat Frau von Stein sich zurückgeben lassen und kurz vor ihrem Tod verbrannt.

Infos zum Stück:
André Müller sen., deutscher Dichter, Publizist, Theaterkritiker, Theaterpraktiker und Dozent für Dramaturgie. Eng mit Peter Hacks befreundet, in «Gespräche mit Hacks»  (S. 136)
11. Januar 1976: Hacks ruft aus Ostberlin an. Er hat meinen Brief über die STEIN erhalten und bedankt sich: «Dein Lob und deine Anerkennung, damit habe ich gerechnet, aber du schreibst, es handele sich um Dein Liebesdrama mit der NN, und damit bist du bereits der vierte, der die Struktur einer eigenen Liebestragödie darin erkennt. Das macht mich sehr zufrieden, offensichtlich ist es mir gelungen, die Grundstruktur einer solchen Liebestragödie darzustellen.»
Johann Wolfgang von Goethe: an Frau von Stein (am 13. September 1777)
…Adieu. Ich weiss, dass Sie an mich denken, denn sonst dächt› ich nicht so viel an Sie. Ich weiss, dass Sie mich lieben, und spür’s daran, dass ich Sie so liebhabe.
Aus «Herrmann und Dorothea»:
Glücklich ist der, dem sogleich die erste Geliebte die Hand reicht,
dem der lieblichste Wunsch nicht heimlich im Herzen verschmachtet!
An Frau von Stein, am  23. August 1786 (aus Karlsbad)!
«Auf alle Fälle muss ich noch eine Woche bleiben … Und dann werde ich in der freien Welt mit Dir leben und in glücklicher Einsamkeit, ohne Namen und Stand, der Erde näher kommen, aus der wir genommen sind.»

Charlotte von Stein: handschriftliche Notiz auf der Rückseite eines Briefes von Goethe:
ob’s unrecht ist, was ich empfinde
und ob ich büssen muss die mir so liebe Sünde,
will mein Gewissen mir nicht sagen.
Vernicht es Himmel du,
wenn michs je könnt anklagen!


Charlotte von Stein: Marguerite Waldstein, Germanistin, Kulturmanagerin, entdeckte ihre Freude an der Schauspielerei in mehreren Musiktheaterproduktionen unter der Regie von Christoph Günther Amrhein.
Regie: Jutta Grosskinsky, Schauspielerin und Regisseurin. Feste Engagements in Köln, Aachen, Bamberg und Bochum. Leitete 12 Jahre lang die Sommerfestspiele auf Burg Wissem in Troisdorf. Sie wirkt u.a. als Dozentin in Köln und Bonn.
Projektidee und Textbearbeitung: Christoph Günther Amrhein

Informationen

Eintritt frei, Kollekte