Mittwoch, 14. März 2007, 14:04 Uhr

TV-Bericht zum Überbauungsprojekt im Schlosspark Wartegg

SF 1 ‹schweiz aktuell›

SF DRS hat für Schweiz aktuell (heute 19 Uhr) einen Bericht zu der geplanten Grossüberbauung im westlichen Warteggpark gefilmt. Zu sehen sind die Stellungnahmen des Gemeindeammanns von Rorschacherberg Ernst Tobler, Christian Ledergerber, «Retter des Schlosses» in den 70-er Jahren, Frau Zimmermann vom Heimatschutz Kt. St. Gallen und der Schlossbesitzer C. und A. A. Mijnssen.

Seit der Beitrag gefilmt wurde, haben die Schlosseigentümerinnen ihre Einsprache mit einem sehr substantiellen Einwand gegenüber dem Gestaltungsplan ergänzt, mit der Folge, dass der scheinbare Zwang zur Realisierung des jetzigen Gestaltungsplanes aufgehoben werden dürfte.

CH-aktuell wird auf dem Sf info-Kanal zumindest bis 22 Uhr wiederholt.
Oder als «videocast» [url=http://www.sf.tv/tvprogramm/tv_detail.php?slotid=7D5F7F87-A155-40E1-9805-2424904E06E3&tvdate=2007-03-09]

Wir sehen die bauliche Entwertung und Zerstörung der Substanz dieses historischen Gartenbau-Denkmals von nationalem Rang als einen enormen kulturellen Verlust für die Region.
Wir haben uns deshalb erlaubt, unser Kulturmailing zur Information einzusetzen.

Der verspätete Beginn des Kultur-Jahres 2007 steht im Zusammenhang mit unseren Anstrengungen um den Park, der eben eigentlich unsere erstes (Horti-) Kulturgut ist.
Wir hoffen auf Ihr Verständnis!

Wie manche wissen, besteht seit Anfang der 80-er Jahre ein Gestaltungsplan Wartegg, der den Besitzern des Parkes ermöglichte, einen Teil des Parkes zu überbauen. Nachdem 1990 eine Initiative zur Auszonung u.a. dank vehentem Einsatz von Werbemitteln und Entschädigungsdrohungen scheiterte, blieb das Projekt mit einer hohen Ausnutzung im Westteil des Parkes bestehen. Ein wesentliches damals geäussertes Argument war, dass die Schlosseigentümer auf die Rentabilität des Parkes angewiesen seien, sowohl für den Betrieb wie für den Umbau des Schlosses. Ohne die Neubauten sei die Renovation des Schlosses nicht zu erreichen.

Dem Gestaltungsplan wurde die Bedingung hinzugefügt, dass der 13 ha grosse Park öffentlich zugänglich bleiben müsse, und die Neubauten erst nach der Schloss-Renovation bewilligt würden.
1992 wurde aber das Schloss und die Baulandparzelle unter verschiedenen Eigentümern aufgeteilt, und 1994 wurde das Schloss in sehr baufälligem Zustand an C. und a.a. Mijnssen, die heutigen EigentümerInnen verkauft.
1996 gelangte die Eigentümerin der Bauland-Parzellen mit dem Wunsch an die Schlosseigentümer, einen neuen Gestaltungsplan auszuarbeiten, da der bisherige nicht mehr zeitgemäss sein. Wir wollten uns diesem Anliegen gut nachbarlich nicht entgegenstellen, und setzten uns für eine gute Lösung bezüglich Schutz der Alleen und Architektur ein, und ein kleiner Teil der Bau-Ausnützung kam (korrekterweise) wieder auf die Schloss-Parzellen zurück.

1999 wurden basierend auf diesem Gestaltungsplan Bauten im unteren Bereich ausgesteckt, und es zeigte sich, dass mehrere grosse Platanen falsch eingemessen und somit eines von vier Gebäuden von vornherein nicht realisierebar war. Auch zeigte sich, dass sämtliche Baumkronen abstrakt und viel zu klein gezeichnet waren.

2000 ging die betreffende Baufirma Konkurs, u.a. auch weil für die Bauten keine Nachfrage bestand, der «Markt regelte» in diesem Fall. Der Misserfolg des Bauprojektes wurde dem «übertriebenen Baumschutz» zugreschrieben.

Die Thurgauer Kantonalbank, die das Land Ende 80-er Jahre in der Spekulationsblase äusserst hoch belehnt hatte, wurde neue Eigentümerin, und liess das Land durch Ausforstungen und «Heckenpflege» baureif präsentieren und offerierte es uns zum doppelten Steigerungspreis.
Mit der Swisscanto und einer hiesigen Immobilienfirma (Tübag) hat sie nun Partner gefunden, die den Gestaltungsplan unter anderen baukonjunkturellen Vorzeichen zu realisieren gewillt sind.
Insbesondere das Projekt der Swisscanto ist grundsätzlich architektonisch sorgfältig ausgearbeitet, und wir wurden letzten Herbst vorinformiert.

Beim Stellen der Profile wurde leider klar, dass die Alleen mit diesem Gestaltungsplan mittelfristig keine Überlebenschance haben, und so das «Gesicht des Parkes» mit drei markanten Alleen auf der Westseite mittelfristig verschwinden wird. Zudem dominieren die Bauten den Park, und mit über 100m langen Tiefgaragen im Fels, und 40m langen Blöcken entlang der Hauptallee wird das Schloss baulich marginalisiert, und es sind enorme Baumimmissionen zu erwarten.
So haben wir uns entschieden zu kämpfen für einen besseren Gestaltungsplan und eine fairere Nutzen-Lasten-Verteilung innerhalb des Gestaltungsplanes:
Wir haben durch den Umbau die Vorleistung für die Neubauten erbracht, sind verpflichtet, den Park offen zuhalten und haben somit der Nachbarschaft gratis das Naherholungsgebiet zu bieten. Wir werden dafür mit der Zerstörung des Park-Ensembles im vorderen Bereich, massiver Belastung mit Baulärm und in Zukunft zunehmenden Parkordnungsproblemen «belohnt».

Christoph und Anna Angelika Mijnssen