Sonntag, 21. März 2010, 17:01 Uhr

Fraunhofer Saitenmusik

filigran. und u.a. echt bayrisch

Sie sind Reisende in Sachen Musik. Sei es Skandinavien, Tirol oder Ungarn, sei es das 16. Jahrhundert in Frankreich oder das Berlin von heute: die Fraunhofer filtern zielstrebig die schönsten Melodien aller Länder und Zeiten heraus.
Süddeutsche Zeitung

Traditionell alpenländisch europäisch weltoffen

Die Fraunhofer Saitenmusik, das ist mittlerweile eine musikalische Institution und zwar weit über die Grenzen Bayerns hinaus. Mit ihrer ersten Platte Volksmusik in schwierigen Zeiten haben sich die Musiker Richard Kurländer und Heidi und Gerhard Zink 1983 musikalisches Neuland und der traditionellen Musik ein junges Publikum erspielt. Ihre Wertschätzung für die überlieferte, über Jahrhunderte beim Musizieren entstandene Musik, ihre Neugier, mit der sie noch immer Altes oder Fremdes entdecken, neu arrangieren und interpretieren, haben dazu beigetragen, dass die Grenzen der Volksmusik heute anders verlaufen.

Richard Kurländer
Harfe, Appenzeller und Salzburger Hackbrett

Ohne den gebürtigen Münchner gäbe es die Fraunhofer Saitenmusik nicht. Die wilden 60er übersteht er noch weitgehend unbeschadet als Beamter im mittleren Dienst. Doch in den frühen 70ern erwischen ihn die bayrisch-akustische Freiheitsbewegung und sein lange verdrängtes musikalisches Erbgut doch: Er entdeckt den Folk für sich, lernt Hackbrett autodidaktisch und ohne eine einzige Note zu kennen und verbringt ganze Nächte gemeinsam mit anderen Musikern im Gasthaus Fraunhofer, seinem späteren Domizil für mehr als zwölf Jahre. Und so heißt auch seine erste Gruppe Fraunhofer Stubnmusi. Sie wird zum Fundament des heutigen Ensembles. 1976 hängt er die sichere Zukunft beim bayrischen Staat an den Nagel und entscheidet sich für ein Leben als Musiker, für das er 1978 auch Heidi Zink und 1981 Gerhard Zink begeistern kann. Damit hat er die Stammbesetzung für die Fraunhofer Saitenmusik gefunden. Seit Heidi Zink das Hackbrett in der Gruppe übernimmt, widmet sich Kurländer hauptsächlich seinem Trauminstrument, der Harfe. Nach wie vor ist er dabei, die Grenzen der Volksmusik auszuloten immer auf der Suche nach interessanten Stücken, die er für die Gruppe schreibt oder neu arrangiert.

Heidi Zink
Hackbrett, Blockflöte

Richard Kurländer ist es, der Heidi Zink 1978 für das Hackbrett begeistern kann. Ebenso wie er stürzt sie sich Hals über Kopf in das Abenteuer Folk- und Volksmusik und kehrt damit einer Laufbahn als diplomierte Soziologin den Rücken. Innerhalb weniger Wochen lernt sie autodidaktisch das vorher gänzlich unbekannte Instrument. Einziger Vorteil gegenüber Kurländer: die gebürtige Berlinerin kann als Tochter eines Notenschreibers Musikstücke schon vor Büchern lesen. Spielt Heidi Zink heute mit Kurländer gemeinsam das Hackbrett, wird die weibliche Note, die sie dem Instrument zu geben vermag, sehr deutlich. Als Frontfrau ist sie die Stimme der Fraunhofer, klar und ausdrucksstark, mit einem sicheren Gespür dafür, anderen an den richtigen Stellen Raum zu geben.

Gerhard Zink
Kontrabass

Auch Gerhard Zink ist ein Selfmade-Musiker. Wie bei vielen Jugendlichen dieser Generation stehen die Beatles, Bob Dylan, Donovan und Jimi Hendrix am Anfang seiner Musikbegeisterung. Der gebürtige Kauferinger spielt in verschiedenen Garagen-, Pop- und Tanzmusikbands den E-Bass bevor sein Interesse an der bayrischen Musik erwacht. 1981 kann Richard Kurländer ihn und seinen bis dahin unbenutzten Kontrabass für die Fraunhofer Saitenmusik und damit auch für den Folk gewinnen. Seither sind er und sein Instrument (immer noch derselbe!) das musikalische Fundament des Ensembles: verlässlich, ausgleichend, verbindend.

Michael Klein
Gitarre

Michael Klein ist der chronisch-sporadische vierte Mann im Trio der Fraunhofer und die perfekte Gitarrenbegleitung für das Ensemble. Von den ersten Jahren und einer längeren Pause abgesehen, begleitet er die Gruppe auf einem Großteil ihrer 30-jährigen Laufbahn.
Nach ersten Schritten auf der Gitarre zu Pop, Rock, Blues und Ragtime wendet sich der Tegernseer mit Lehrern wie Siegfried Behrendt, Michael Tröster, Leo Witozynsky und Pepe Romero mehr und mehr der klassischen Technik und der Volksmusik zu. Nach gemeinsamen Jahren mit Bruno Venturini und Bruno Pischetsrieder bei den Tegernseer Musikanten und seiner Zeit als musikalischer Leiter des Zitherclubs Schwabing-Nord schließt sich Klein 1992 der Fraunhofer Saitenmusik an. Bis 1998 spielt er gemeinsam mit dem Ensemble etwa 500 Konzerte im In- und Ausland bevor er beschließt, beruflich kürzer zu treten. Fortan tritt er hauptsächlich mit Sepp Eibl und Freunden im Raum München auf. Im Sommer 2009 kehrt er zur Saitenmusik zurück. Seither ist er wieder der Mann für die Zusammenhänge bei Fraunhofer. Technisch hoch versiert, hält er sich doch so weit im Hintergrund, dass er zuhören kann merkt, wann er wo gebraucht wird und verbindet lose Enden intelligent zu einem runden Ganzen.