Sonntag, 08. November 2009, 22:56 Uhr
‹Anuraag› Musikalische Brücke zwischen Europa und Indien
Miguel Guldimann, Gitarre, Ranajit Sengupta, Sarod, Shubhajyoti Guha, Tabla
»Anuraag« bedeutet in Sanskrit »Universelle Liebe« oder auch »lebendige Vielfarbigkeit«. So nennt Miguel Guldimann,
hervorragender schweizerisch-peruanischer Gitarrist, sein neues in Indien gereiftes Projekt (u. CD).
Ranajit Sengupta, einer der weltweit bekanntesten Sarod-Spieler, und Shubhajyoti Guha, Tabla bauen mit Guldimann eine Brücke zwischen westlichen und östlichen Traditionen.
Aus einem freundschaftlichen musik-philosophischen Austausch enstand eine gemeinsame Sprache, die auf ihrem Verständnis von
Stille als Ausgangspunkt der Musik beruht. Guldimanns durch den Zen-Buddhismus inspirierte Musik geht federleicht und vielschichtig in die Tiefe.
Ranajit Sengupta empfindet als Bestes, »dass Anuraag sowohl der östlichen wie westlichen Tradition gerecht wird.« Ohne dass das Wort Fusion im Raum steht.
Ich will die Schönheit in der Musik leben, so der in Peru geborene, seit seiner Kindheit in der Schweiz lebende Gitarrist Miguel Guldimann. Schönheit, die für den Musiker besonders aus der berührenden Einzigartigkeit einer Melodie resultieren muß.
In der zeitgenössisch-klassischen westlichen Musik, sagt Guldimann, werde der Melodie zusehends weniger Beachtung geschenkt, indische Musiker hingegen schätzen den Umgang mit der Melodie.
Große Spannung und besondere Schönheit entsteht immer wieder aus der Begegnung unterschiedlicher musikalischer Kulturen. Und so hat sich Guldimann drei Jahre lang immer wieder mit Ranajit Sengupta, einem der besten indischen Sarodspieler, zum gemeinsamen Musizieren getroffen. Das Ergebnis dieses kreativen Zusammengehens liegt nun in Form einer vor wenigen Monaten in der Schweiz erschienenen CD vor.
Als Titel ihrer Kollaboration fanden die Musiker mit »Anuraag« einen passenden Namen; aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet dies soviel wie »Universelle Liebe« oder auch »lebendige Vielfarbigkeit«.
Wie luft- und lichtdurchflutete Seide, schwerelos schwebend, so fließen die Melodien, durchdringen sich, haben Kraft und Anmut, Eleganz und Schönheit und nehmen den Hörer mit auf eine weite musikalische Reise. Gitarre und Sarod kommunizieren, als wären sie alte Freunde und blind miteinander vertraut. Beide sprechen ihre eigene Sprache, entwickeln im Dialog aber eine gemeinsame Identität, ohne ihre verschiedene Herkunft zu verleugnen. Harmonisch, fast symbiotisch wirkt das – und dennoch nie beliebig.
Miguel Guldimann und Ranajit Sengupta offenbaren sich mit »Anuraag« als sensible musikalische Botschafter, denen gelingt, was Politik kaum je leistet: Sie schaffen ein überzeugendes Modell eines ehrlichen, wahrhaftigen und überaus berührenden interkulturellen Zusammenwirkens.